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Geschrieben von Lysistrata am 22.01.2006 um 22:22:

  Die weiße Massai

Wir haben uns heute im Kino „Die weiße Massai“ angeschaut.
Vor einigen Jahren habe ich das gleichnamige (autobiografische) Buch von Corinne Hoffmann gelesen und war sehr begeistert davon.
Im Film wurden übrigens alle Namen geändert, was ich ein bisschen irritierend fand.
Carola Lehmann, eine blonde Schweizerin (keine Hollywoodschönheit, aber trotzdem hübsch) verbringt mit ihrem Lebensgefährten Stefan einen zweiwöchigen Urlaub in Kenia. Dort begegnen beidem am letzten Tag dem Massai-Krieger Lemalian, der sie auf den ersten Blick „verzaubert“.
Carola folgt ihrem Herzen und fliegt nicht zurück, sondern hofft, den Massai wiederzusehen. Der ist allerdings bereits zurück nach Hause in sein Dorf gekehrt. Carola fragt sich im fremden Land durch und findet schließlich in Maranal in der „Nähe“ von Lemilians Dorf bei der deutschsprachigen Frau Elisabeth eine Unterkunft. Nach vielen Tagen steht plötzlich Lemalian vor ihr und das, was daraufhin geschieht, mag ich nicht in Worte fassen. Augenzwinkern
Alles Zwischenmenschliche ist äußerst spannend, es bedarf jedoch eines gewissen Feingefühls, die Bedeutung mancher Konflikte oder Gesten richtig zu deuten. Bei den Samburus hat die Frau einen kaum höheren Rang als eine Ziege. Sie darf nicht gemeinsam mit dem Mann essen und sein Mahl auch nicht anschauen oder gar berühren. Auch den Mann darf sie vor allem in der Öffentlichkeit nicht anfassen. Der Akt ist sehr animalisch, das Vorspiel ist auf ein Minimum begrenzt, Küsse gibt es nicht. Carola gelingt es, einen höheren Stellenwert zu erlangen, der allerdings nicht mit unseren Maßstäben zu vergleichen ist.
Zu Konflikten kommt es einerseits zwischen Carola und den Dorfbewohnern, andererseits zwischen ihr und ihrem Mann, der manchmal aber auch über seinen Schatten springt und ebenfalls in Konflikt mit den Samburus gerät. Carola will sich gegen die Beschneidung junger Mädchen einsetzen, sie eröffnet einen Shop, sie fährt Auto, sie hilft einer „unreinen“ Frau, welche eine Fehlgeburt hat, sie stirbt fast bei der Geburt ihres Kindes, sie wird bedroht, sie wird beschuldigt, mit anderen Männern geschlafen zu haben, etc.
Der Film ist untermalt mit wunderschöner Musik und gleicht einer Achterbahnfahrt. Zwischen den Konflikten und den schrecklichen Dingen bzw. den Zuständen, die dort herrschen, gibt es so wunderschöne, gefühlvolle und bewegende Bilder und Szenen, dass man heulen könnte.
An manchen Stellen war es anfangs ein wenig langatmig, wenn in einer unverständlichen Sprache gesprochen wurde, aber daran gewöhnte man sich schnell. Meist wurde aber deutsch gesprochen oder englisch mit deutschem Untertitel, das machte einen guten Eindruck, weil so verdeutlicht wurde, dass auch die Kommunikation nicht immer ein Zuckerschlecken war.
Natürlich muss bei einem zweistündigen Film stark verkürzt werden, wenn das dazugehörige Buch 450 Seiten hat, trotzdem geschah das nicht auf eine solche Art und Weise, dass man enttäuscht wäre. Buch und Film sind in meinen Augen im Einklang und das ist ja selten so.
Der Film ist schon allein aufgrund seiner bezaubernden Bilder und der Einblicke in das Leben der Samburus wundervoll und wirklich sehenswert. (Das findet sogar Misel – und das will schon was heißen! Augenzwinkern )


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