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Geschrieben von LX am 07.03.2010 um 03:02:

Achtung Heavy Rain

Fast zwei Jahre hab ich nun meine PS3, es wurde also langsam mal Zeit, ihr nach GTA4 auch ein zweites Spiel zu gönnen. Nach doch recht positiven Reviews in der Süddeutschen und beim Spiegel habe ich mich relativ spontan für Heavy Rain entschieden. Nach erstem Einlegen der Blueray wurden erstmal knapp 230 MB Updates aus dem Netz nachgeladen. Die anschließende Installationsroutine konnte man sich mit einer Origami-Bastelanleitung verkürzen, was ich angesichts des Themas keine schlechte Idee finde. smile

Im Mittelpunkt des Spiels steht eine Mordserie: Der "Origami-Killer" sorgt für Angst, da er in unregelmäßigen Abständen Jungen entführt, die wenige Tage später ertrunken, mit einer Orchidee auf der Leiche und einer Origamifigur in der Hand aufgefunden werden. Das aktuelle Opfer ist Shaun Mars, dessen Vater Ethan nun vom Killer hinterlassenen Hinweisen und Aufgaben nachgeht, um seinen Sohn zu retten. Neben Ethan schlüpft der Spieler unter anderem auch in die Rollen der Journalistin Madison Paige, des Privatdetektivs Scott Shelby und des drogensüchtigen FBI-Agenten Norman Jayden, die alle ebenfalls in den Origami-Fällen ermitteln.

Das Spiel wird vom Entwickler als "interaktives Drama" beschrieben, und das trifft es eigentlich ganz gut. So erinnert es auch weniger an ein Videospiel als an eine Mischung aus "Se7en" und "Saw", in die der Spieler eingreifen und an bestimmten Stellen die Handlung beeinflussen kann. Eine klassische Steuerung gibt es kaum, die meisten Aktionen laufen kontextbezogen ab. Wie in einem Film gibt es auch keine freie Wahl der Orte, zu denen sich bewegt werden kann. Der Spieler kann sich nur innerhalb der jeweils aktuellen Szene bewegen, Hinweisen nachgehen, Entscheidungen treffen und damit bestimmen, in welchen Kontext die folgenden Szenen eingebettet werden. Eine Freiheit wie bei GTA, zu tun und zu lassen was man will, ist nicht gegeben, da letztendlich immer die Handlung vorangetrieben werden muss.

Dennoch ist es interessant zu beobachten, wie unterschiedliche Aktionen die Storyline beeinflussen. Scheitert oder verrent sich eine der Spielfiguren, so bleiben noch die übrigen, um den Fall aufzulösen. Allerdings können diese dann nicht mehr auf Mithilfe hoffen. Insgesamt kommt man je nach Spielverlauf auf geschätzte 20 verschiedene Spiel-Enden, was mich etwas an das PC-Spiel Blade Runner erinnert.

Je nach eigenem Erfolg ist das Spiel aber ein ziemlicher Downer. Nach dem Friede-Freude-Eierkuchen-Intro haut der Rest ziemlich in die Magengrube. Stellt man sich (wie ich) auch noch etwas dusselig im weiteren Verlauf an, kann das Spiel dann auch in einer gänzlichen Tragödie enden, die einen ziemlich aufwühlen kann, da die Figuren keine eindimensionalen Charaktere sind, sondern man ihnen Empathie entgegenbringt. Der Reiz des Spiels wird dadurch erzeugt, dass die Figur mit ihren Gedanken greifbar wird, man vor Entscheidungen gestellt wird, deren Vor- und Nachteile man - teilweise unter Zeitdruck - abwägen muss. Auf dem Bildschirm werden hierfür den jeweils möglichen Aktionen Buttons auf dem Controller vorgegeben. Ist die Figur ruhig, ist klar ersichtlich was man tun kann, steht sie hingegen unter Stress, zittern, verschwimmen und bewegen sich die Optionen, sodass man auch durchaus mal das falsche erwischt und damit nicht das tut, was man eigentlich wollte. Man kann sich auch jederzeit die Gedanken der Figur ansehen, ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen teilen.

Gemessen an einem Videospiel muss man aber sagen, dass hier etwas wesentliches auf der Strecke geblieben ist: die Langzeitmotivation. Nach etwa 3 Abenden hatte ich das Spiel in einer der möglichen Variationen durch, nach mittlerweile 2 weiteren Abenden habe ich auch einige Varianten gespielt. Da man allerdings nicht die Freiheiten anderer Spiele kennt, ist die einzige weitere Motivation darin begründet, die Knoten innerhalb der Handlung zu finden, an denen die Stränge zusammen- oder auseinanderlaufen, und ähnlich wie bei Butterfly Effect auszuprobieren, welchen Verlauf die Handlung bei alternativen Entscheidungen nimmt.

Möchte man das ganze allerdings als interaktiven Film betrachten, kann man dem seinen Reiz nicht absprechen. Optisch an film noir angelehnt und mit spannender Handlung versehen zieht "Heavy Rain" den Spieler in den Bann. Entsprechende Kameraperspektiven und die passende musikalische Untermalung tun ihr übriges. Aufgewertet wird das ganze durch freispielbares Bonusmaterial, wie man es ebenfalls von Film-DVDs kennt: Trailer, Concept Art und Making ofs.

Insgesamt also ein durchaus bemerkenswerter Titel, der allerdings nichts für klassische "Gamer" sein dürfte.

7 von 10 Punkten



Geschrieben von HeaD am 07.03.2010 um 13:53:

 

Man kann das Spiel übriegens auf Youtube "ausprobieren". Und einen winzigen Eindruck davon bekommen. Jedenfalls von Grafik und Stimmung smile

http://www.youtube.com/watch?v=qjNsqPxO2Ws


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH