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Zum Ende der Seite springen Jostein Gaarder: SOFIES WELT
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Lysistrata Lysistrata ist weiblich
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Daumen hoch! Jostein Gaarder: SOFIES WELT       Zum Anfang der Seite springen

Ich habe gestern „Sofies Welt“ (1991) von Jostein Gaarder (*1952, Philosophielehrer an einem Gymnasium in Bergen, lebt jetzt in Oslo) gelesen, ein Buch, das mir bis zum Ende und darüber hinaus keine Ruhe ließ, ein Buch, das einen Menschen verändern kann, wenn er es gewissenhaft liest und diese Veränderung auch geschehen lässt. Da habe ich mich auch gefragt, warum ich dieses spannende Buch nicht schon viel eher gelesen habe, denn schließlich steht es seit Jahren in meinem fetten Bücherregal...
Jostein Gaarder wendet sich mit seinem „Philosophiebuch für Jugendliche“ an „Erwachsene ab 14 Jahren“. Klingt das nicht verrückt? Augenzwinkern Allerdings bin ich nicht sicher, ob jeder 14jährige das Werk auch versteht. Man darf es ruhig mehrmals lesen oder manche Passagen nachschlagen, das schadet nicht. *g* Die 14jährige Hauptperson im Buch ist allerdings ganz besonders schlau (sie hat auch nur Einser und Zweien auf dem Zeugnis *g*). Ich bin 22 und da dürfte es nicht verwunderlich sein, wenn ich manches schneller verstehe als Sofie, aber dafür ist sie an anderen Stellen so fix im Kopf oder kann sich Namen und Zusammenhänge so gut merken, dass ich bezweifle, dass das so viele in ihrem Alter ebenfalls können... Aber vielleicht bin ich auch einfach schon zu alt. großes Grinsen

Sofie Amundsen wird bald 15 Jahre alt. Sie hat die gleichen Gedanken und Gefühle, wie andere Mädchen in ihrem Alter – bis sie plötzlich einen Brief ohne Absender im Briefkasten findet. „Wer bist du?“ Sofie denkt viel über diese Frage nach und als sie mit der nächsten Frage „Woher kommt die Welt?“ konfrontiert wird, ist sie sehr verwirrt. Ihr Denken dreht sich nur um diese Fragen, ständig geht sie zum Briefkasten, um nach neuen Fragen oder Hinweisen zu schauen, ihre Freundin ist beleidigt, ihre Mutter denkt, Sofie wäre verliebt, Sofie ist das alles sehr peinlich. Augenzwinkern Schließlich verrät der fremde Schreiber auch seinen Namen: Alberto Knox. Er schickt Sofie Briefe über die Geschichte der Philosophie und lässt sie auf diese Art an einem kostenlosen Philosophiekurs teilnehmen.
Wem das nicht spannend genug sein sollte, der wird sich über Hilde freuen, die ebenfalls in Sofies Leben hineinpoltert. Oder stolpert Sofie in Hildes Leben hinein? Jedenfalls schickt der Major aus dem Libanon Geburtstagsgrüße an sein Hildchen über Sofie, die Hilde gar nicht kennt, aber plötzlich ständig auf freche Hinweise auf Hildes Existenz stößt. Und was haben Berkeley und Bjerkeley miteinander zu tun? Das ist wie ein Detektivspiel. Die Lage spitzt sich zu. Der Major wird immer dreister und erscheint wie ein Puppenspieler, der Alberto, Sofie und Hilde an der Nase herumführt, schließlich spielt er Gott. Ist das alles ein Traum? Als auch noch Rotkäppchen auf dem Weg zur Großmutter einen Geburtstagsgruß an Hilde bei Alberto und Sofie abgibt, wissen die beiden gar nicht mehr, was Realität ist und was nicht.
Gibt es eigentlich weiße Raben?

Die Handlung, die anfangs nocht recht nachvollziehbar ist, wird plötzlich so konfus, wie wir es aus Filmen von Lynch kennen. Glücklicherweise gelangen wir aber später wieder an einem Punkt, an dem wir alles, was wir je für richtig hielten, über Board werfen und dem Geschehen einfach folgen. Dabei verstehen wir die Handlung wieder, können den Sinn, der dahinter steht, allerdings nur erahnen – je nachdem, wie scharf unser gesunder Menschenverstand ist. Es gibt hier auch kein Richtig oder Falsch, es IST einfach nur.

Das ganze Buch ist ziemlich genial aufgebaut. Der Leser wird in die Geschichte mit „hineingezogen“, seine Gedanken werden erst verwirrt und dann neu sortiert. Dabei bekommt er eine Fülle an Wissen über Geschichte, Philosophie und vieles mehr.
Das Wissen, das vermittelt wird, ist genial auf spannende und verständliche Art sortiert und zusammengefasst – eine beachtliche Leistung!
An manchen Stellen reicht mir das vermittelte Wissen allerdings nicht aus. Hier habe ich jedoch die Möglichkeit, weiter nachzuschlsgen und mein spärliches Grundwissen auszubauen. An anderen Stellen weiß ich schon etwas und erkenne manches wieder, manche Erinnerungen werden korrigiert, manches wird unterstrichen.
Außerdem wird jedes Gebiet auch „richtig“ behandelt. Jeder von uns hat doch einen Wissensbereich, in dem er sich besonders gut auskennt. Bei mir wäre das Freud mit der Psychoanalyse, die ebenfalls neben der Traumdeutung angesprochen wird, weil Gaarder Freund als „Kulturphilosophen“ bezeichnet. Die Entdeckungen Freuds, die mir in drei Schuljahren vermittelt wurden, sind hier natürlich nur knapp zusammengefasst, aber gehen trotzdem in die Tiefe. Das ist unglaublich. Verschiedene Seiten werden hier kritisch beleuchtet und doch ist jeder zufrieden. Auch wenn ich kein Experte darin bin, glaube ich, dass das auf jeden Bereich zutrifft.

„Sofies Welt“ ist also ein wirklich spannendes und lehrreiches Buch, dessen Inhalt jeden von uns interessieren sollte.


http://www.sofies-welt.de/

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25.01.2006 14:27 Lysistrata ist offline E-Mail an Lysistrata senden Beiträge von Lysistrata suchen
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Das kann man...       Zum Anfang der Seite springen

...auch völlig anders sehen! Augenzwinkern Ohne die Worte von Lysistrata in irgendeiner Form schmälern zu wollen, hatte ich doch einen völlig anderen Eindruck von diesem Buch, den ich kurz schildern möchte:

Ich habe Sofies Welt etwa vor 10 Jahren gelesen und war anfangs ebenso euphorisch wie Lysistrata. In der Tat schafft Jostein Gaarder wie kaum ein anderer mit sehr einfach Mitteln und vor allem sehr einfachen Fragen den Leser absolut in seinen Bann zu ziehen, zumindest anfänglich. Da ich selbst ein paar Semester Philosphie als Nebenfach studiert und mich in der Zeit vornehmlich mit den Philosophen des Altertums (Sokrates, Platon, Aristoteles, Demokrit, um mal die wichtigsten zu nennen) beschäftigt habe, fand ich diesen Teil dann auch besonders spannend. Allerdings muss ich sagen, dass mir irgendwann die Lust verging vom ominösen Alberto Knox aufgeklärt zu werden, denn die anfängliche Spannung, die mit den Fragen ausgelöst wurde und die damit verbundene Nachdenklichkeit des Lesers über eben jene Fragen, war verflogen. Statt selbständig zu denken und mit Spannung weiter zu lesen, wurden mir Vorträge von Knox im Mönchskostüm geboten. Das Buch wandelte sich deutlich von einem "genial" zu einem "durchschnitt". Es war plötzlich nichts mehr geheimnisvoll, sondern es war eine Geschichte eines Mädchens, dass von einem älteren Mann Fakten aus der Geschichte der Philosophie "serviert" bekommt.

Den Mittelteil des Buches fand ich sehr öde und ich musste mich ganz schön durchquälen, bis Gaarder dann am Ende wieder auf die geheimnisvolle "Hilde" zurückkommt. Hier aber bekam ich langsam das Gefühl, dass Gaarder einfach die Ideen ausgegangen sind. Statt dessen wird dem Leser eine zwar fantasievolle aber auch extrem hanebüchene Geschichte geboten. Hätte er das Buch in den 60er Jahren verfasst, hätte man diesen Teil des Buches wohl dem Konsum LSD zugeschrieben.

Im letzten Jahr habe ich dann endlich "Das Kartengeheimnis" gelesen, was er 1990 geschrieben hat, aber meines Wissens erst durch den Erfolg von Sofies Welt richtig bekannt wurde. Auch mit diesem Buch konnte ich mich nicht so richtig anfreunden. Die Geschichte wirkt, ähnlich wie bei Sofies Welt, sehr konstruiert und zieht sich teilweise ganz schön in die Länge.

Jostein Gaarder und ich werden wohl nie dicke Freunde werden Augenzwinkern Seine Geschichten sind zwar fantasievoll, aber im Gegegensatz zu einem Michael Ende ("Die Unendliche Geschichte", "Momo", "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", "Der Wunschpunsch"), der ähnlich innovativ in der Erfindung von Geschichten war, versteht Gaarder es nicht, eine gewisse "Leichtigkeit" hinein zu bringen. Eine Chance bekommt er bei mir aber noch Augenzwinkern , denn ich werde mir demnächst bei meiner Mutter "Der Geschichtenverkäufer" ausleihen.

Fazit: Geschmackssache!

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Zuletzt gelesen: Stanislaw Lem - Die phantastischen Erzählungen (Note: 2+)
Aktuelles Buch: Michael Wigge - Ohne Geld bis ans Ende der Welt

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Styx: 26.01.2006 15:47.

26.01.2006 15:45 Styx ist offline E-Mail an Styx senden Beiträge von Styx suchen
Lysistrata Lysistrata ist weiblich
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Du hast vollkommen recht. smile Aber wir sind ja auch sehr unterschiedliche Menschen... Gestern unterhielt ich mich mit meiner ehemaligen Klassenkameradin über das Buch und sie fand es mit der Zeit zu langweilig, was ich auch verstehen kann. (Sie findet dafür das Kartengeheimnis grandios. *g*) Allerdings fand ich das Buch trotzdem spannend, da ich nunmal eine Theoretikerin bin. Allerdings muss ich gestehen, dass ich manche Passagen (vor allem im Mittelteil *g*) fast überflogen habe. Wie du fand ich das Buch anfangs wesentlich spannender, aber Hilde hat es irgendwie gerettet, obwohl ich sie eigentlich nicht mochte. Diese Konstruiertheit der Geschichte hat mich nur am Anfang gestört, bis ich den Sinn begriffen habe (glaube ich zumindest großes Grinsen ) und mich dann darauf einlassen konnte.
Nunja, Geschmackssache, das stimmt wohl.
Michael Ende ist auch super!!! Und ja, er besitzt diese Leichtigkeit... Vor allem mag ich Momo und Jim Knopf!!! Irgendwie ist Momo ja auch ein bisschen philosophisch, aber eben leichter... ... ...

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26.01.2006 17:29 Lysistrata ist offline E-Mail an Lysistrata senden Beiträge von Lysistrata suchen
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