Solaris |
LX
El Comandante en Jefe
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Solaris |
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Jo, gestern hab ich mir Solaris im Kino angeschaut. War eine eher spontane Aktion, so wusste ich diesmal vorher nicht, was mich erwartete. Ich habe von dem Film vorher nie was gehört und nur mal einen kurzen Blick in die IMDb geworfen.
Da saß ich nun also im Kino und wunderte mich nur, wie man "Drama/Romance/SciFi" in ein und demselben Film umsetzen sollte. Der Plot, erzählt nach einem Roman des Polen Stanislaw Lem, der bereits 1972 in der Sowjetunion verfilmt wurde, ist recht kurz zusammengefasst: Psychologe Dr. Chris Kelvin (George Clooney) wird auf eine Raumstation im Orbit des Planeten Solaris beordert, da dort seltsame Dinge vor sich gehen.
Als Kelvin auf der Raumstation ankommt, bietet sich ihm auch ein tristes Bild. An Board sind nur noch 2 Crewmitglieder, der Rest ist tot. Einer der Crewmitglieder ist der verwirrte Snow (Jeremy Davies), der mit Händen und Füßen erklärt, dass er keine Ahnung hat, was hier vor sich geht. Die zweite Überlebende, die Physikerin Helen Gordon (Viola Davis), weigert sich mit ihm zu sprechen, bevor "es ihm nicht auch passiert".
In der folgenden Nacht, passiert "es" dann. Nach einem Traum von seiner Frau Rheya (Natascha McElhone), die sich vor einigen Jahren auf der Erde umgebracht hat, wacht Kelvin am nächsten Morgen neben ihr auf. Dennoch ist sie nicht echt, sie hat Erinnerungen, allerdings erinnert sie sich nicht, das selbst erlebt zu haben. Es handelt sich offenbar um ein Spiegelbild der Wunschvorstellungen und Erinnerungen Kelvins an sie. Solaris hat also die Macht, seine Erinnerungen an vermisste Personen in der Realität zu manifestieren. Hier fühlte ich mich ein bisschen an Sphere erinnert, das einen ähnlichen Plot hatte, aber eher als Horror-Thriller aufgemacht.
Von nun an entfaltet der Film seine Wirkung. Erzählt wird in einem beeindruckenden Wechselspiel von Szenen auf dem Raumschiff und denen in der Erinnerung Kelvins, wie sich die Beziehung zu seiner Frau entwickelte und wie es zu ihrem Selbstmord kam. Dabei sind die Erinnerungen an die Erde immer in warme Farben gefasst, die zum kalt wirkenden Blau auf dem Raumschiff kontrastieren. Dazwischen immer wieder Bilder des Planeten Solaris, dessen Lichterspiel allein schon faszinierend ist.
Der Film birgt einige Konflikte in sich. Kelvin weiß zum Beispiel, dass dieses Wesen nicht seine Frau ist, fühlt sich aber dennoch zu ihr hingezogen. Das erste Abbild schickt er in einer Rettungskapsel in den Weltraum, doch am nächsten Morgen wacht er erneut neben ihr auf. Diese Abbilder können reden, denken, haben eigene Gedanken, sind Fleisch und Blut. Dennoch sind sie nicht ein Bild des gesamten Menschen den sie darstellen, sondern nur der Erinnerungen an sie. Sie hat keine Geheimnisse, da Kelvin diese nicht wusste. Sie hat keine Vergangenheit, bevor Kelvin sie kennengelernt hat. Sie wiederum erfährt im Laufe der Zeit, dass sie nur eine Kopie ist, dass es sie sogar schon einmal gab. Sie kann damit nicht umgehen, begeht erneut Selbstmord, erwacht kurze Zeit später aber wieder zum Leben, gefangen in einer Endlosschleife, die nur durch den Beschuss mit einer Apparatur Gordons beendet werden kann.
Ich kann nicht einmal genau sagen, was mich an dem Film begeistert hat. Er wirkte einfach in sich stimmig, wirkte durch seine Bilder, durch Dialoge, die im Unterschied zu einigen anderen Filmen, die ich jüngst gesehen habe (*hüstel* Matrix2), nicht nur tiefsinnig klangen, sondern durchaus auch Fragen aufwarfen. Der Film ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, wer Action oder typische ScienceFiction-Elemente wie Weltraumschlachten, Aliens oder allerlei technischen Schnickschnack erwartet, der wird bis auf letzteres enttäuscht. Und gerade das technische Drumherum wird sehr bewusst nicht dem Zuschauer aufdringlich unter die Nase gerieben, sondern in den Hintergrund gerückt, da es nur den Rahmen der Geschichte bildet.
Ebenfalls recht spärlich, dafür aber umso intensiver ausgefallen ist der Soundtrack von Cliff Martinez, der mit orchestralen Ambient-Klängen die Stimmungen des Filmes nachzeichnet.
Ich war nach Sphere ein wenig besorgt, dass das Ende dieses Films ähnlich billig "gelöst" wird, aber ich möchte nicht mehr vorwegnehmen als dass diese Sorge unbestätigt blieb
Ich muss sagen, ich bin für Romanzen normalerweise überhaupt nicht zu haben, Die fabelhafte Welt der Amélie bildete da bisher die noble Ausnahme. Von jetzt an kann ich aber auch diesen Film dazu zählen, der allerdings weit mehr als nur eine Romanze ist. Er birgt psychologische Fragen über die Existenz von uns selbst, über die Bilder, die wir von anderen haben. Wer etwas anspruchsvollere Filme mag, dem sei dieser hier wärmstens empfohlen.
9 von 10 Punkten
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von LX: 15.06.2003 11:34.
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15.06.2003 11:30 |
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Lysistrata
Müggelräuber (Boardmutti)
Dabei seit: 28.12.2001
Beiträge: 1.483
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Jooo, ganz spontan ging ich gestern billig ins Kino und wusste am Anfang gar nicht so recht, was ich von diesem eigenartigen "Unfilm" zu halten habe... (Unfilme sind so etwas wie "Die fabelhafte Welt der Amelie", "Das Piano", etc.) Ich mag ja eigentlich Unfilme, wusste jedoch nicht, dass es sich hierbei um einen solchen handelt und befürchtete während des Films, dass mein freundlicher Begleiter sein Geld für vergeudet hielt.
Anfangs dachte ich, dass ich den Film aufgrund der langsamen Bilder und der eigenartigen "Musik" für langatmig halten könnte, doch dem war nicht so. An manchen Stellen wurd´s spannend (es war natürlich immer spannend, doch es gibt ja verschiedene Arten von Spannung) und ich dachte, dass jetzt gleich etwas "passiert", aber Schockeffekte waren überhaupt nicht vorhanden und das war auch nicht schlimm, es war genau richtig so. Nicht zu überzogen, nicht zu mysteriös oder unmysteriös...
LX hat das Ganze schon exzellent beschrieben, dem kann ich ja kaum etwas hinzufügen. *g*
Und hey, ich hab den Clooney-George nackt gesehen!
hehe
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OL
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15.06.2003 17:23 |
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Almendarez
Aufsteiger
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Da muss ich dir aber widersprechen LX - diese Verfilmung basiert nicht auf dem Originalroman Lem's sondern auf dem Film von Andrei Tarkovsky, aber wen interessiert's
Ich fand den Film nicht so berauschend, wahrscheinich, weil ich das Buch gelesen und die sowjetische Verfilmung gesehen habe.
Für mich ist dieser Film (und eine Menge anderer) nur eine kapitalistische Abklatsche und nichts weiter - nur die Filmeffekte sind schön.
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A:"He'd spin country house. He'd be DJ Dumbfuck." -J. Digweed
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16.06.2003 00:37 |
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LX
El Comandante en Jefe
Dabei seit: 25.11.2001
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Themenstarter
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Zitat: |
Original von Almendarez
diese Verfilmung basiert nicht auf dem Originalroman Lem's sondern auf dem Film von Andrei Tarkovsky, |
Wenn ein Film auf einem Buch basiert, und ein weiterer Film dann auf dem ersten, basiert er dann nicht auch auf dem Buch? Prinzip der mehrfachen Vererbung für den Programmierer in dir... aber ist ja auch egal
Zitat: |
Ich fand den Film nicht so berauschend, wahrscheinich, weil ich das Buch gelesen und die sowjetische Verfilmung gesehen habe. |
Ich muss zugeben, das Buch habe ich nicht gelesen. Aber bei Buchverfilmungen ist es allgemein schwer, das Original filmisch zu erreichen, oder gar zu übertreffen. Als Film fand ich diesen allerdings sehr gut.
Den sowjetischen Film werde ich mir in den nächsten Tagen aber mal ansehen, steht schon auf meiner ToDo-Liste.
Zitat: |
Für mich ist dieser Film (und eine Menge anderer) nur eine kapitalistische Abklatsche und nichts weiter |
Ich finde, man sollte nicht alles durch die ideologische Brille betrachten. Dieser Film ist (abgesehen von der Rolle des Dr. Kelvin, die ich mit George Clooney dennoch sehr gut besetzt fand) wohl kaum als ein Kassenschlager aufgemacht und ist in Amerika auch regelrecht gefloppt.
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16.06.2003 01:05 |
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Almendarez
Aufsteiger
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Zitat: |
Original von LX
Wenn ein Film auf einem Buch basiert, und ein weiterer Film dann auf dem ersten, basiert er dann nicht auch auf dem Buch? Prinzip der mehrfachen Vererbung für den Programmierer in dir... aber ist ja auch egal
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So kann man das auch sehen, kommt drauf an wie weit man es abstrahiert.
Zitat: |
[...]Aber bei Buchverfilmungen ist es allgemein schwer, das Original filmisch zu erreichen, oder gar zu übertreffen.[...] |
Das stimmt.
Zitat: |
Den sowjetischen Film werde ich mir in den nächsten Tagen aber mal ansehen, steht schon auf meiner ToDo-Liste.
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Erwarte bloß nicht zu viel.
Zitat: |
Ich finde, man sollte nicht alles durch die ideologische Brille betrachten. Dieser Film ist (abgesehen von der Rolle des Dr. Kelvin, die ich mit George Clooney dennoch sehr gut besetzt fand) wohl kaum als ein Kassenschlager aufgemacht und ist in Amerika auch regelrecht gefloppt. |
Kann sein, dass ich alles viel zu schnell in eine Schublade werfe, aber auch jetzt im Nachhinein finde ich den Film (trotz der ausgezeichneten schauspielerischen Qualität und der passenden Hintergrundmusik) etwas fad.
Vieleicht liegt es an Mr. Clooney, vielleicht auch nur an der Tatsache, dass ich noch nicht gefrühstückt habe.
Meine Meinung soll nicht als ein objektives Statement gelten.
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16.06.2003 12:16 |
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LX
El Comandante en Jefe
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Themenstarter
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Mmmh, irgendwie kann ich dir nicht ganz folgen... erst sagst du, du fandest ihn nicht so gut, weil du u.a. die sowjetische Verfilmung gesehen hast, dann sagst du ich soll von der nicht zuviel erwarten (ich weiß, dass diese noch langatmiger sein soll als der Film von 2002) und nun sagst du noch der neue war dir zu fad (wobei der gegenüber dem '72er noch ziemlich ekürzt ist)?
Muss man das verstehen?
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16.06.2003 12:21 |
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Almendarez
Aufsteiger
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16.06.2003 15:24 |
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Zyrus
Exil-Wessi
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Also ich habe den Film erst überhaupt nicht verstanden, machte erst klick nach ner gewissen weile
Ich sach ma so, man kann ihn sich anschaun.
Greetz Zyrus
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16.06.2003 17:43 |
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